Frugalismus - Der Weg in die finanzielle Unabhängigkeit

Frugalismus – Mit 40 in Rente

In Zeiten, in denen Menschen mit einer hohen Inflation, massiven Preissteigerungen und Warenknappheit konfrontiert sind, fragt man sich häufig, wie man sich finanziell absichern kann. Der Frugalismus ist eine Methode, wie man sich langfristig finanziell unabhängig machen kann.

Viele Frugalisten, so nennt man die Anhänger des Frugalismus, haben sich zum Ziel gesetzt, bis etwa zum 40. Lebensjahr finanziell frei zu sein. Dies bedeutet, um es mit den Worten eines Frugalisten zu sagen, “aus dem Hamsterrad der Arbeitswelt ausbrechen zu wollen”.

Was ist Frugalismus?

Frugalismus – Das Wort leitet sich vom englischen Begriff „frugal“ ab, was so viel wie „genügsam“ oder auch „sparsam“ bedeutet.

Frugalismus ist eine Lebensstil mit dem Ziel bis ungefähr zum 40. Lebensjahr finanziell frei bzw. unabhängig zu sein. Dies bedeutet, dass man so viel Geld gespart hat um nicht mehr arbeiten zu müssen. Man spart also für seinen eigenen Ruhestand und dieser soll so früh wie nur irgendwie möglich beginnen. In der Zeit bis zum Erreichen seines Ziels lebt man nach Prinzipien des Minimalismus, also bescheiden und einfach.

Frugalisten sind oft auch sehr Naturverbunden
Frugalismus lässt sich gut mit Naturverbundenheit kombinieren – beides hat u. a. ein unabhängiges & bescheidenes Leben zum Ziel.

Dabei kann jeder für sich entscheiden wie Frugal seine Lebensweise sein soll. Manche sparen wirklich jeden einzelnen Cent und leben nur mit dem Notwendigsten, manchmal sogar in ärmlichen Verhältnissen. Andere wiederum genießen zwar ihr aktuellen Lebensstandard, aber sparen wo sie nur können und bauen sich ihre Pension so auf.

Woher kommt eigentlich Frugalismus?

Der frugale Lebensstil entstand nach der Wirtschaftskrise im Jahre 2008 in den USA. In dieser Zeit fingen einige US-Amerikaner an, bewusster auf ihre Ausgaben zu achten. Sie wollten unnötige Kredite/Hypotheken vermeiden. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist vor allem das Zurückzahlen von Krediten ein großes Risiko. Denn kann man seine Hypothekenraten nicht zurückzahlen, dann landet man in den USA sehr oft auf der Straße.
Ein weiterer Grund ist der frühe Ausstieg aus dem Job-Alltag.

Mittlerweile hat die Frugalistenszene in den USA mehrere Tausend Anhänger und auch in Europa gibt es immer mehr Menschen, die dem frugalen Lebensstil etwas abgewinnen können. Gerade der Ausstieg aus dem Arbeitsalltag ist für viele Frugalisten eine der größten Motivationen.

Wie funktioniert die frugale Lebensweise?

Frugalisten verweigern sich allgemein dem Konsumgedanken und kaufen nur das Allernotwendigste. Sie leben in einer kleinen Wohnung, kaufen die billigsten Lebensmittel und geben in der Regel nie Geld für Dinge aus, die sie nicht unbedingt benötigen. Ihr Ziel ist der selbstbestimmte und frühe Eintritt in die Rente. Fortan können sie ihr Leben in vollen Zügen genießen und sollten genug für den Rest ihres Lebens gespart haben.

Es gibt aber auch Frugalisten, die nach dem erreichen ihres Ziels, noch ganz normal weiter arbeiten. Weil es ihnen Spaß macht, um sich auch Dinge leisten zu können auf die sie vorher verzichtet haben oder damit sie eine Beschäftigung haben.

Frugalismus - So viel Geld sparen wie möglich
Frugalisten sparen jeden Cent und verwenden nur ein Minimum für den Lebensunterhalt.

Wie bereits erwähnt, gibt es unterschiedliche Abstufungen des Frugalismus. Das hängt davon ab, wie viel für seinen verfrühten Lebensabend zusammengespart wird. Normalerweise gilt die Faustregel vom 25-fachen Jahresbedarf. Hat man diese Summe zurückgelegt, kann man mit der Arbeit aufhören und in Pension gehen. Man lebt fortan nur noch vom Ersparten und von der Rendite des Sparkapitals. Eine gute Veranlagung ist also ebenso wichtig, damit das Konzept funktionieren kann. Besonders bei den aktuell niedrigen Zinsen.

Vorteile/Nachteile des Frugalismus

VorteileNachteile
früher Ruhestand (kein Arbeiten bis in ein hohes Alter)sozialer Druck (Gruppenzwang)
Unabhängigkeit (finanziell & wirtschaftlich)diszipliniertes & eigenverwantwortliches Handeln
finanzielle Sicherheitviele Entbehrungen notwendig
detaillierte Strukturierung der eigenen Ersparnissebei Veranlagungen wie Aktien: gutes Gespür für den Finanzmarkt notwendig
Kapitalveranlagung
Veranlagt man sein Erspartes nicht ohne ausreichende Rendite, geht einem relativ schnell wieder das Geld aus.

Merkmale eines Frugalisten

Disziplin und Eigenverantwortung – das macht einen Frugalisten aus. Dabei darfst du das Ziel nie aus den Augen verlieren und musst immer darauf hinarbeiten. Du kannst das Leben genießen, wenn du genug finanzielle Mittel für deinen verfrühten Ruhestand gesammelt hast. Vorher sind Sparsamkeit und Genügsamkeit Tugenden in Bezug auf deinen Fortschritt.

3-Tage-Regel

Frugalisten wenden oft verschiedene Regeln an, um ihre Impulskäufe in den Griff zubekommen und vermeiden so Dinge zu kaufen, die sie gar nicht brauchen.

Eine dieser Regeln ist die 3-Tage-Regel, wobei die Anzahl der Tage variieren kann. Einige nutzen auch die 30 Tage – 10 Minuten Regel. Aber im Wesentlichen besagt die Regel:

  • Wenn man etwas Neues kaufen möchte, zum Beispiel eine größere Anschaffung wie einen Laptop, warte ein paar Tage ab
  • Nach diesen paar Tagen, fragt man sich. Braucht bzw. will man das Produkt immer noch haben? Wenn die Antwort auf diese Frage ein starkes “ja” lautet, erst dann kauft man das Produkt. Ansonsten wird das Produkt nicht gekauft.

Auf diese Weise erliegt man nicht seinen Impulsen, Gelüsten oder spontanen Gefühlen.

Frugalismus mit 40 oder älter?

Viele Frugalisten starten bereits mit Anfang 20. Damit sie mit ca. 40 Jahren finanziell unabhängig sein können. Aber kann man auch später anfangen? Grundsätzlich ja, es ist möglich später anzufangen. Es kommt aber natürlich immer auf deine finanzielle Situation an. Denn je mehr du monatlich verdienst, desto eher kannst du das dafür notwendige Kapital bei Seite legen.

Mindestens das 25-fache des Jahresbedarfs sollte es schon sein, damit du ab einem gewissen Alter finanziell unabhängig sein kannst. Ab einem gewissen Alter, mit Blick auf die Pension, solltest du aber abwägen, ob dies allerdings für dich noch Sinn ergibt. Und du nicht lieber deine bisherige Lebensweise beibehältst und dich auf den traditionellen Ruhestand fokussierst.

Frugalismus-Ideen für Einsteiger

  • Reduziere deine monatlichen Fixkosten (für Miete, Smartphone, Auto, Gas, Strom, …) auf ein Minimum.
  • Benutze das Rad, gehe zu Fuß oder benutze die öffentlichen Verkehrsmittel, anstatt ein Auto anzuschaffen.
  • Repariere Geräte so oft wie möglich – bevor du ein neues anschaffst. Am besten mit den Mitteln, die du bereits zuhause vorfindest.
  • Statte Flohmärkten, Hausauflösungen und Schnäppchenbörsen regelmäßig Besuche ab und kaufe Dinge lieber gebraucht. Oder nutze Seiten wie ebay Kleinanzeigen oder Willhaben, oft bekommt man Dinge dort auch geschenkt.
Bücher Flohmarkt
Du suchst nach (Fach-)Literatur? Auf Bücherflohmärkten findet man oft die richtigen Werke als Schnäppchen.
  • Verkaufe Gegenstände, die du nicht mehr benötigst oder nicht mehr verwendest, im Internet auf willhaben und eBay.
  • Koche selbst – Dies ist um einiges billiger als in Restaurants zu gehen.
  • Gestalte deine Freizeitaktivitäten an Orten zur kostenlosen Nutzung (öffentliche Parks) oder zuhause. Sei kreativ!
  • Denke immer zweimal nach, bevor du Waren einkaufst. Nutze die 3-Tage-Regel (siehe oben).
  • Schreibe dir vor dem Einkaufen eine detaillierte Einkaufsliste mit den notwendigen Dingen und definiere ein maximales Budget. Beides sollte eingehalten werden.
  • Bei Dingen des täglichen Bedarfs schau ob es günstige Angebote gibt, vergleiche die Preise und nutze Cashback Aktionen.
  • Lege einen fixen Betrag fest, der jedes Monat (automatisch) auf ein Sparkonto überwiesen wird. So hast du eine reale Teilung deines Vermögens und kommst nicht in Versuchung, das Geld anderweitig zu verwenden.

Fazit

Jeder kann zumindest Teile der frugalen Lebensweise für seinen eigenen Alltag übernehmen. Allerdings ist der Frugalismus an sich sicherlich nicht für jeden die richtige Art und Weise, das eigene Leben zu führen, weil man sich mit vielen Entbehrungen konfrontiert sehen wird. Sparen ist definitiv nie falsch, nur ob man es gleich so radikal wie Frugalisten angehen lassen möchte, bleibt jedem selbst überlassen.